Als Louis D. die Teilung Griesheims in Nord und Süd beschloss
Ohne es zu ahnen. Zur Geschichte und Lage der Wilhelm-Leuschner-Straße
Am letzten Wochenende haben die Griesheimer den Zwiebelmarkt gefeiert, natürlich auch auf der Wilhelm-Leuschner-Straße bzw. der „Chaussee“ oder einfach „Hauptstroß“, wie die kilomterlange Magistrale auch genannt wird. Bei solchen Festen zeigt sie sich dabei als verbindendes Element, als Stadtmitte. Dabei sorgt sie aber auch für eine Trennung Griesheims in Nord und Süd. Ein Blick in den Müllkalender macht dies dabei weniger deutlich, als das unnachahmliche Gefühl, wenn man an einer der Ampeln steht und erst nach Minuten des sinnlosen Wartens den anderen Teil der Stadt betreten darf.
Aber wieso verläuft die Chausse so schnurgerade mitten durch Griesheim? Wer hat das festgelegt?
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Fünfter Marktplatz entdeckt
Mit Beginn des Zwiebelmarktes am letzten Freitag ist auch ein weiterer Marktplatz auf der Bildfläche aufgetaucht: der Rathausplatz. Erstmals wurde er in das Festgelände miteinbezogen. Passend zu dem Wegweiser, der von hier die Richtung der Griesheimer Partnerstädten zeigt und die Entfernung bis dort angibt, wurde diesmal das „Internationale Dorf“ hier angesiedelt. Stände aus Bar-le-Duc, Pontassieve und Gyönk boten französische, italienische und ungarische Spezialitäten an.
Rund um den Brunnen waren dazu noch Tische und Bänke angeordnet. Verkehrsprache war neben Deutsch und Griesemerisch unter anderem Französisch, Italienisch, Ungarisch und Englisch.
Und schon am ersten Abend zeigte sich: das funktioniert sehr gut. Als ob der Platz dafür gemacht wäre.
Zwiebelstadt
In einer Szene des Films Shrek – Der tollkühne Held* aus dem Jahr 2001 unterhalten sich die beiden Hauptfiguren Shrek (ein Oger) und Esel (ein Esel) über die wichtigsten Charaktereigenschaften der Oger. Shrek vertritt dabei die Ansicht, Oger seien wie Zwiebeln. Rückfragen des Esels, ob Oger ebenso wie Zwiebeln stänken oder Leute zum Weinen bringen würden, oder ob weiße Härchen anfangen würden zu sprießen, wenn man sie in die Sonne legte, verneint Shrek. Vielmehr hätten Oger Schichten.
Trifft das denn auch auf die selbsternannte Zwiebelstadt Griesheim zu? Hat sie Schichten?
Ein kleiner Schritt zur Stadtwerdung, ein großer Schritt für Griesheim
Für alle Leser, die nicht aus Griesheim sind, oder die gerne den Artikel ohne Kürzungen lesen möchten: Lesen Sie hier die Ursprungsfassung des Artikels, der heute im Zwiebelmarkt-Kurier erschienen ist.
Griesheim wurde 1165 zu ersten Mal erwähnt und 1965 zur Stadt. An beide Ereignisse haben wir letztes Jahr in Griesheim mit einer Jubiläumsfeier erinnert. Jetzt, ein Jahr später, kann aber verraten werden: Griesheim ist deutlich älter als 850 Jahre und die Stadtwerdung hat schon vor mehr als 50 Jahren begonnen.
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Kirschberg, Hegelsberg, Chimborazo
Griesheim ist nicht flach. Griesheim ist geneigt. Immerhin beträgt der Höhenunterschied von der östlichen bis zur westlichen Stadtgrenze nahezu 24 Meter. Entlang der B26 ergibt sich also ein Gefälle von immerhin 0,5%. Und nur dort verläuft das Gefälle gleichmäßig, denn nördlich und südlich der Hauptstraße finden oder fanden sich einige Dünen, die sich nochmal auffällig über die direkte Umgebung erhoben. Die drei markantesten Dünen hatten im Laufe der Zeit sogar eigene Namen erhalten: der Kirschberg, der Hegelsberg und der Chimborazo. Keiner davon existiert heute noch.
Gar nicht so nass
Die Pfützenstraße
Woher die Pfützenstraße ihren Namen hat scheint eigentlich ganz klar. Das Wort Pfütze steckt ja vollkommen unverändert darin. Es stammt laut Wikipedia von dem lateinischen Wort puteus ab, das Grube oder Brunnen bedeutet. Über das althochdeutsche pfuzza hat es Eingang in unsere moderne Sprache gefunden. Es steht heute für eine eher kleine Ansammlung von Flüssigkeit, meist Wasser, die sich zeitweise gebildet hat, z.B. durch einen Regenschauer. Und wenn man in die alten Fotos von Griesheim schaut, dann sieht man, dass die Pfützenstraße im Bereich Kirchgasse bei Starkregenereignissen regelmäßig unter Wasser stand. Zumindest bis eine leistungsfähige Kanalisation geschaffen wurde. Der Fall ist also klar. Oder?
Kleinbahnhof wird Grünanlage
In diesen Tagen wird der Zwiebelmarkt aufgebaut, das große Stadtfest von Griesheim, das jeden September rund um und vor allem auf dem Georg-Schüler-Platz gefeiert wird. Während des Marktes reihen sich hier dicht an dicht die Buden und Zelte und die Menschen schieben einander durch das enge Gedränge. Im Rest des Jahres führt dieser Platz, obwohl mitten in der Stadt gelegen, dagegen ein beschauliches Dasein als etwas lieblos gestaltete Grünanlage ohne wirkliche Funktion. Diese Wirkung mag in der Herkunft des Platzes begründet sein. Er wurde nämlich nicht mit Absicht im Rahmen einer städtebaulichen Planung angelegt, sondern er ist eher durch Zufall entstanden.
Von der Düne bleibt ein Sockel
Wenn sich die Natur verändert oder wenn der Mensch die Natur verändert, dann geschieht dies manchmal so radikal, dass nur noch einzelne Spuren auf das Verlorene hindeuten. In den Alpen etwa weisen viele Seen in langgestreckten Tälern (z.B. Lago Maggiore oder Comer See) auf die ehemals vorhandenen Gletscher hin. Die Klippen von Dover zeigen uns, dass nicht nur eine Mehrzahl der Engländer, sondern auch das anbrandende Meer die Briten von Europa getrennt hat.
Und in Griesheim zeigen das Waldschlösschen und einige benachbarte Häuser durch ihre merkwürdige Lage auf einem hohen Sockel, der ein bisschen ein Verkehrshindernis darstellt, dass hier die Landschaft ehemals ganz anders aussah als heute.
Die vier Griesheimer Marktplätze
Dass Schausteller und Markthändler meistens nicht an einem Platz bleiben sondern von Ort zu Ort ziehen ist klar. Aber dass auch die Marktplätze selbst nicht für immer sesshaft sind sondern ebenfalls gerne wandern, das wollen wir uns am Beispiel von Griesheim einmal anschauen.