Viele Griesheimer werden das kennen: Beim Blick in den Briefkasten taucht immer mal wieder ein Schreiben auf, das im Adressfeld „Grießheim“ als Zielort angibt. Meist kommt der Brief nicht aus der Gegend. Der Absender meint es eigentlich nie böse – er weiß es halt nicht besser. Und ganz falsch liegt er mit der Schreibweise auch nicht…
Denn Grieß als Wort gibt es irgendwie noch. Zwar nicht alleinstehend, aber in Kombination: Grießbrei, Grießpudding, Hartweizengrieß… Alles Bezeichnungen für Lebensmittel, die Weizengrieß beinhalten. Grieß bezeichnet dabei den Zustand des Weizens, es geht um die Korngröße. Wird der Weizen fein gemahlen, so spricht man von Mehl. Wird er etwas weniger fein gemahlen, dann spricht man von Grieß. Grieß hat eine Korngröße von ca. 0,3 – 1mm.
Ursprünglich hatte das Wort Grieß oder Gries (bzw. althochdeutsch gris) noch eine weitere Bedeutung abseits des Getreidethemas. Diese Wortbedeutung versteht man heute nicht mehr. Gries bezog sich nämlich auch auf die Korngröße von Steinen. Heute kennen wir noch die Bezeichnung Kies für eine Masse von sehr kleinen Steinen. Die Bezeichnung für eine Ansammlung von noch kleineren Steinen nennt man Sand. Und „dazwischen“ gab es noch die Bezeichnung Gries, die jedoch in vielen Regionen des südwestlichen und des südlichen deutschen Sprachraumes auch mit Sand gleichgesetzt wurde.
In zahlreichen Ortsnamen taucht daher das Wort Gries auf. Es gibt diverse Griesheims (dazu hier mehr), die sich meist in Gebieten finden, die sandig sind, aber auch in der Nähe von Gewässern liegen. Im südlichen Bayern findet sich -gries eher am Ende des Ortsnamens, man denke hier z.B. an Lenggries. Dessen Name bezieht sich auf das langgezogene Geröllfeld, daß die Isar hier im Alpenraum erschaffen hat. Dies zeigt sehr schön, daß Gries eben nicht immer mit Sand gleichzusetzen ist, sondern auch eine gröbere Körnung als Sand benennt.
In Oberösterreich findet man dann in vielen Orten die Griesgasse, die sich in der Nähe von Bachläufen oder Seen befindet. Der Straßenname wird dadurch entstanden sein, daß in der Bachnähe die Kieselsteine und das feinere Gestein vom Bach freigeschwemmt und sichtbar waren, während die Umgebung von Mutterboden bedeckt war.

An dieser Stelle müssen wir noch schnell einen weiteren wichtigen Begriff einführen, nämlich „Ried“. Ried ist das oberdeutsche Wort für Sumpf oder Feuchtgebiet. Interessanterweise ist dort in Österreich und Bayern auch, daß sich die Ortsbezeichnungen mit „Gries“ und mit „Ried“ oft in der räumlicher Nähe zueinander befinden. So hat die Stadt Ried im Innkreis eine Griesgasse, die sich westlich der Altstadt in Bachnähe findet. In der Griesgasse liegt dann das Hotel „Ried“. Und einige Kilometer östlich findet sich die Stadt Grieskirchen.
Die Nähe von Ried und Gries, das kennen wir auch aus Griesheim. Das Ried liegt westlich von Griesheim und bezeichnet die teils ehemaligen und teils noch tatsächlichen Feuchtgebiete entlang des Rheines und des ehemaligen Neckarlaufes. Die westliche Gemarkung von Griesheim ist dieser Landschaft zuzuordnen. Die östliche Gemarkung dagegen ist als Sandland zu beschreiben. Die Grenze der beiden Landschaften verläuft entlang einer Trennlinie von Nord nach Süd, die in etwa von der heutigen Pfützenstraße und der Oberndorferstraße markiert wird, bzw. etwas westlich davon liegt. Heute wurde diese Grenze durch den Menschen verwischt. Für die ursprünglichen Besiedler aber muß sie gut zu erkennen gewesen sein. Von Westen aus gesehen liegt Griesheim an der ersten Stelle, die eben nicht mehr von schweren, feuchten Böden gekennzeichnet ist, sondern von trockenem Sand und etwas Kies. Der Name Griesheim ist also nichts anderes, als eine Beschreibung der vorgefundenen Natur.
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