Südwestlich von Griesheim liegt der Burghof, bereits auf Riedstädter Gebiet. Trotz des vielversprechenden Namens wird man dort leider nicht fündig, wenn man nach historischen Mauern sucht.
Wenn man sich allerdings für Pferde interessiert oder gar ein Freund das Reitsports ist, dann ist man dort gut aufgehoben.
Aber woher kommt dann der Name?
Der Burghof liegt an einer alten Neckarschleife weit außerhalb von Wolfskehlen. Einen Lageplan finden Sie ganz unten am Ende des Artikels. Zu erreichen ist er von Griesheim mit dem Rad über die Rückgasse. Mit dem Auto muss man etwas weiter fahren. Der Weg führt über die B26 bis in den Südosten Wolfskehlens, von dort geht es weiter über Feldwege. Um den Hof zu erreichen, muss man das alte Neckarbett queren. Dieses präsentiert sich als bewaldete Senke mit einer sehr hohen Bodenfeuchte. Oft steht hier das Wasser und bildet große Wasserflächen.
Diesen hohen Grundwasserstand wusste man in früheren Zeiten zu nutzen. In unserer ansonsten oberflächlich recht trockenen Gegend war der Ort etwas Besonderes. Mit ein oder ein paar mehr Spaten und entsprechendem Personal, das die Spaten bedienen konnte, war es z.B. relativ einfach, einen mit Wasser gefüllten Graben auszuheben. Wenn man dies in Form eines Ringgrabens tat, konnte man den Aushub (Erdklumpen heisst auf französisch motte) auf der entstandenen Insel aufwerfen. Und auf dem höchsten Punkt des Hügel hätte man einen Turm bauen können. Fertig wäre eine Turmhügelburg gewesen, auch als Motte bezeichnet.
Und weil das so einfach gewesen wäre, und auch eine so gute Idee, hat man das Ganze auch getan. Denn – heute vollständig unsichtbar – südwestlich des heutigen Burghofes lag eine solche Burg. Nur eine Infotafel erinnert an das Bauwerk. Die Tafel wurde vom Heimat- und Geschichtsverein Wolfskehlen e.V aufgestellt und zeigt eine Umzeichnung einer Karte. Folgender Text ist außerdem darauf zu lesen:
„Diese Karte zeigt einen Teil von der Gemarkung Griesheim mit dem südöstlichen Zipfel von Wolfskehlen. Interessant daran ist die Einzeichnung der alten Feste Wolfskehlen, die nach einer Urkund einem Adelsgeschlacht gehörte, das schon um 900 stiftsberechtigt gewesen sein soll. Die Herren von Wolfskehlen sind ein altes Geschlecht, das bereits 1252 13 umliegende Dörfer an den Erzbischof Gerhard von Mainz verkaufte, wofür er sie als Burgmannen in ihrer neuen Burg Wolfskehlen einsetzte. Diese wurde bei einemm Krieg König Albrechts gegen den Erzb. 1301 zerstört. Die akte Burg Wolfskehlen war bis zum 30jährigen Krieg bewohnt. Darum gibt es einige Unterlagen, zum Beispiel die des Gerlach von 1367, die belegen, daß es eine Festungsanlage auf dem Burgberg zu Wolfskehlen gab. Der Berg selbst wurde 1847 abgetragen und zum Bau der Straße nach Leeheim vewandt oder in tiefliegende Ackerflächen verfüllt.„
Ergänzt werden sollen hier folgende Informationen:
Zu den genannten 13 Dörfern gehörte Griesheim nicht. Griesheim war ja in dieser Zeit statt an den Bischof von Mainz an die Grafen von Katzenelnbogen geraten. Und wenn Sie den Artikel gelesen haben, auf den Sie stoßen, wenn Sie dem Link bei den Katzenelnbogenern gefolgt sind, dann wissen Sie: die Katzenelnbogener und die Bischöfe von Mainz waren nicht unbedingt die besten Freunde. Die Grenze von Griesheim und Wolfskehlen war damit zur Grenze zwischen zwei bedeutenden Herrschaften geworden. Vielleicht ist das der Grund, warum sich die Einwohner beider Orte angeblich heute nicht ganz so gut vertragen. Dies scheint aber übrigens nicht ganz so ernst zu nehmen zu sein: Der Autor dieser Zeilen hat vermutlich Vorfahren aus Wolfskehlen und ist trotzdem in Griesheim sehr nett aufgenommen worden.
Wie Griesheim an Katzenelnbogen geraten ist, das lesen Sie übrigens hier.
Aus meiner Sicht hat die neue Grenzlage Griesheims die Entwicklung des Ortbildes in gewisser Weise mitbestimmt. Aber davon hören wir erst demnächst mehr…
In der nächsten Ausgabe wollen wir zunächst einmal die Frage klären, wie eine Turmhügelburg, wie die am Burghof, ausgesehen haben könnte.
Wenn Ihnen bis dahin die Wartezeit zu lang wird, empfehle ich Ihnen die Artikelreihe über die Griesheimer Burg.
Dieser Artikel ist Teil einer Reihe von Artikeln über die mögliche gescheiterte mittelalterliche Stadtgründung von Griesheim, die möglichen Gründer (Grafen von Katzenelnbogen) und die Frage, wie diese die Macht in Griesheim übernommen haben. Zu der Artikelreihe gehören:
- Die Burg vom Burghof
- Die Herren von Wolfskehlen und die Grafen von Katzenelnbogen
- Die Herren von Dornberg
- Was ist ein Dalles / Infos über Dornberg
- Die Grafen von Katzenelnbogen werden Ortsherren von Griesheim
- 10 Dinge, die Sie schon immer über die Grafen von Katzenelnbogen wissen wollten
- War Griesheim eine mittelalterliche Stadtgründung?
- Die Griesheimer Stadtmauer (?)
- Wo waren die Griesheimer Stadttore?
- Die Stadtgründung von Ober-Ramstadt
- Die Stadtrechte von Darmstadt
- Woher kommt der Name Pfützenstraße
205 Gedanken zu „Die Burg vom Burghof“