Nach dem Schreckensszenario im letzten Artikel soll nun gezeigt werden, dass sich Stadtplanung wirklich lohnen kann!
1. Wir beginnen wieder mit der Istsituation und sehen einen Blick von der Hintergasse nach Westen auf das Nikolosehaus und den ehemaligen Riedhof:
2. Wir geben uns folgenden städtebaulichen Rahmen:
- Der Riedhof bzw. die Goldene Insel bleibt erhalten oder es gibt einen Ersatzbau
- Der Parkplatz neben Hintergasse und Pfützenstraße wird bebaut
- Führung der Bundesstraße an der Nordseite des Riedhofes
- Schaffung einer attraktiven Fahrradstraße auf der Südseite des Riedhofes zur optimalen Radanbindung des Südwestquartiers
- Gestaltung der freien Fläche, auch mit Stellplätzen
- Befreien des Nikolosehauses vom direkten Verkehr
- Beruhigung der Oberndorferstraße
- Nördlich des Riedhofes bleibt ausreichend Platz, um die Straßenbahn nach Westen verlängern zu können (in Straßenlage wie in Arheilgen)
- Entlang der B26 können straßenbegleitend Stellplätze entstehen. Deren Anzahl entspricht der der heutigen Parkplätze.
3. Die Bebauung des Riedhofes bzw. der Goldenen Insel könnte unterschiedlich ausgebildet werden. Eine Möglichkeit ist die Schaffung von dringend benötigtem gefördertem Wohnraum. Auf den beiden städtischen Grundstücken könnten ca. 15 Wohnungen entstehen:
4. Alternativen sind natürlich denkbar und müssen diskutiert werden. Wenn man einen größeren Schwerpunkt auf eine Freizeitnutzung legen würde, dann könnte man sich anstelle des Riedhofes auch einen kleinen gastronomischen Betrieb mit Biergarten vorstellen. Auf dem zweiten Grundstück könnten dann immer noch 5-6 geförderte Wohnungen entstehen. Das sähe dann vielleicht so aus:
5. Vielleicht kommt man aber auch zum Ergebnis, das der noch erhaltene Riedhof einer der letzten Zeugen des alten Griesheims ist. Der Eckturm ist prägend und eigentlich auch ganz hübsch. Von daher könnte der Riedhof in Teilen saniert werden oder zumindest die Fassade könnte in einen nach Westen verlängerten Neubau intergriert werden. Auch hier ließen sich problemlos Wohnungen und/oder Arztpraxen unterbringen, schauen Sie sich das einmal an:
Ergebnis:
- die Stadtstruktur wird aufgewertet.
- Positive Auswirkungen auf die Alstadtquartiere Pfützenstraße und Oberndorferstraße sind zu erwarten
- das Nikolosehaus erhält eine Zukunftsperspektive
- die Innenstadtfunktionen der Hintergasse erhalten eine Zukunftsperspektive
- Der Bau anstelle des Riedhofes kann eine „Landmark“ im Westen Griesheims werden, das Griesheim-Image wird deutlich aufgewertet
- Die städtischen Grundstücke gehen nicht verloren, sondern könnten mit verwertet und bebaut werden
An diesem Beispiel zeigt sich hoffentlich, wieviele Potentiale geweckt werden können, wenn Städtebau umfassend und vorausschauend betrieben wird.
Dies war der vierte und letzte Teil eines Vortrages zum Thema Städtebau in Griesheim, den ich am 28.7.2016 gehalten habe. Die drei anderen Teile fonden Sie in den drei Artikeln, die hier zuvor veröffentlicht wurden. Zum ersten Teil kommen Sie hier.
KLEINE ZUGABE
Eine vierte Variante möchte ich an dieser Stelle auch noch zeigen. Diese Variante war nicht Teil des obigen Vortrages:
Dargestellt ist nun statt eines modernen Neubaus oder statt des sanierten Bestandsgebäudes eine Rekonstruktion des im Zweiten Weltkrieg zerstörten alten Rathauses. Es stand aber nicht an dieser Stelle, sondern in der Oberndorferstraße auf dem kleinen Parkplatz neben dem Zöllerhannes.
Es wäre ziemlich fragwürdig, ein nicht mehr bestehendes Kunstdenkmal zu rekonstruieren – und das auch noch an einer anderen Stelle in einem anderen städtebaulichen Zusammenhang. Außerdem müsste für diese „Fälschung“ ja ein historisches Gebäude, das den Krieg überstanden hat, entfernt werden.
Gut machen würde sich das alte Rathaus an dieser Stelle aber trotzdem, und deshalb ist das Bild hier auch zu sehen.
PS: In der Darmstädter Magdalenenstraße wurde eine Gebäude mit einem ähnlichen Renaissanceschweifgiebel erst vor wenigen Jahren rekonstruiert (allerdings exakt an der Stelle des Gebäudes, das im Krieg verloren gegangen ist).
Ich würde sagen, dass die Variante mit dem Nachbau des historischen Rathauses in Kombination mit dem Nikolose-Haus am besten passt. Etwas ganz modernes nebendran zu setzen, wie bei dem ersten Foto wäre ein großer Kontrast.
Hallo, leider ist auch dieser Kommentar im Spamordner verschwunden, pardon.
Auf jedenfall gut wenn das Nikolose-Haus so integriert werden kann wie hier. Mit Biergarten natürlich!
Mit der Kreuzung an sich würde ich noch mehr machen. Du hast jetzt quasi einen Teil mit Plaster abgegrenzt und eine Fahrbahn für Rad/Fußverkehr sowie eine für motorisierten Verkehr gemacht, wodurch der Straßenbahn in Zukunft freie Standortwahl zustünde.
Ich würde die jetztige Parkplatzinsel zur Bebauung mit eine zwei/zweieinhalb -stöckigen Wohn- und Geschäftshaus freigeben. Dieses müsste ein Sattel- oder ein Walm-/Mansarddach aufweisen. Auf der Südseite wäre Fußgänger/Fahrradverkehr bis zum Nikolose-Haus. Auf der Nordseite Autoverkehr. Eventuell müsste die Mittelbebauung etwas Planungsraum an die Nordseite abgeben, aber ich denke, dass in Zukunft Autoverkehr und Straßenbahn auf der Nordseite zusammengelegt werden können.
Durch die Gebäudefront der Mittelinsel nach Osten lässt sich erstmals der Platz der alten Synagoge gmit Aufenthaltswert versehen. Die Straße zwischen dem Platz und dem Durchgang zur Backesgasse kann mit Pflastersteinen oder Farbe markiert werden. Außerdem wird der Parkplatz auf der alten Synagoge von den Beeten an der Fahrbahn befreit und an der Stelle ein Gedenkstein errichtet.
Nach Westen hin öffnet sich die Bebauung dann zu der größeren Fläche vor Riedhof und Nikelose-Haus (oder Nachfolgergebäuden).
Hallo, das sind gute Hinweise! Eine Bebauung auf der Parkplatzinsel sollte bei der Betrachtung aller Alternativen auch diskutiert werden. Wahrscheinlich ist das Baufenster aber nur direkt ggü. des Riedhofes groß genug.