Die beiden Artikel zuvor waren der erste und zweite Teil eines Vortrages, den ich am 28.7.16 gehalten habe. Im dritten Teil, den Sie hier nun vor sich haben, soll sich mit einem konkreten Beispiel beschäftigen, nämlich mit der „Goldenen Insel“ bzw. dem Riedhof. Ich möchte einmal zeigen, wie sich die Situation ohne übergeordnete Planung entwickeln könnte, rein vernunftsorientiert. Vorab sei schon verraten: Es wird unschön.
1. Die Istsituation ist Ihnen ja allen bekannt. Wir sehen einen Blick von der Hintergasse nach Westen auf das Nikolosehaus und den ehemaligen Riedhof:
2. Sobald vom baufälligen Riedhof das erste Bauteil herunterstürzt, wird man einen Abbruch in Betracht ziehen. Zunächst würde eine leere Fläche bleiben, die sinnvollerweise erst als Parkplatz genutzt würde:
3. Die leere Fläche würde Begehrlichkeiten wecken. Viele Gewerbebetriebe und Restaurants werden die Parkplätze in Beschlag nehmen. Hessen-Mobil als „Betreiber“ der Bundesstraße wird die Chance nutzen, Kreuzung zu gestalten. Offiziell kreuzt sich hier eine Bundesstraße und eine Landesstraße. Für solche Kreuzungssituationen gibt es Vorgaben zur Ausbildung der Verkehrsanlage, die vermutlich buchstabengetreu umgesetzt werden wird. Hessen-Mobil hat ja bei der Ampelschaltung auf der Hauptstraße bereits bewiesen, dass städtebauliche Ziele dem vermeintlichen Fließen des Bundesstraßenverkehrs untergeordnet werden.
4. Der Besitzer des Nikolosehauses wird in dieser Situation wenig Interesse an der Entwickung der stark sanierungsbedürftigen Immobilie haben. Wer sollte hier wohnen oder eine Gastronomie betreiben wollen und einen hohen 6stelligen Betrag in die Sanierung des fast abbruchreifen Hauses investieren? Der zu beobachtende Verfall würde also weitergehen. Irgendwann wird der erste Ziegel herunterfallen. Dann ist es nur vernünftig, diese Gefahrenquelle endlich zu beseitigen und endlich zusätzliche Parkplätze zu schaffen.
5. Dem Beispiel folgend würden zahlreiche leerstehende Vorderhäuser der Umgebung ebenfalls verschwinden. Der älteste Teil Griesheims wäre erfolgreich vernichtet.
Ergebnis:
- die historische Stadtstruktur ist zerstört
- der westliche Ortsteil erfährt eine weitere Abwertung
- überhöhte Geschwindigkeiten
- Innenstadtdurchfahrt wird attraktiver als der Nordring
- die wenigen hier verbliebenen Innenstadtfunktionen werden gefährdet
- der Ortseingang wird nicht positiv für Griesheim wahrgenommen werden
- die beiden städtischen Grundstücke bleiben Verkehrsflächen, und verlieren damit jeglichen Wert. Gemeinschaftseigentum wird so vernichtet.
Leider gab es vor etwa zwei Jahren im Stadtparlament tatsächlich einige Stimmen, die diese Lösung für gut befunden haben. Niemand hat zwar den Abbruch des Nikolosehauses gefordert, doch bedeutet die Schaffung eines falschen Rahmens fast unweigerlich den Verlust dieses Kulturdenkmales und seiner Umgebung.
Zu diesem Horror gibt es übrigens Alternativen. Und die sehen Sie im nächsten Artikel.
Ich habe die Teile zwei und drei gelesen. Da wird öfters von Restaurant oder dgl. geschrieben. Das halte ich für nicht gut, denn es gibt dort bereits mehrere Gaststätten, zwei mit Biergarten. Meines Erachtens brauchen die keine Konkurrenz!
Viele der Restaurants in der Umgebung werden nicht mehr lange bestehen. Von daher ist eine Neuordnung gg. nicht falsch.
Ich finde, dass Griesheims Stadtkern dem Autoverkehr zu viele Sonderrechte gewährt. Kann die Fahrfläche der B26 nicht zu Gunsten der Fußgänderzone veschmälert werden wie z.B. in Pfungstadt die Haupstraße verkehrsberuhigter gemacht worden ist? Ich hoffe außerdem, dass die mit dem neuen Magistrat ein Antrag bei Hessenmobil gestellt wird: Wiederherstellung automatisch schaltender Fußgämgerampeln in der Innenstadt! Auch am Westeingang/Hintergasse sind die Bürgersteige teilweise so schmal, dass keine zwei Personen nebeneinander laufen können!
Der neue Magistrat hat jetzt ein Jahr nichts an der Situation verändert, schade eigentlich. Die Bürgersteige sind wirklich zu schmal und echte Radwege wären auch toll. Am besten wäre es, die B26 würde ganz aus Griesheim verschwinden, s. mein Vorschlag für den zweiten Nordring.