Am 14.6.2015 feiert Griesheim sein 850-jähriges Stadtjubiläum. Die Feier erinnert an die erste Erwähnung des „Dorfes Griesheim“ in einer Urkunde vom 14.6.1165, die den ältesten erhaltenen schriftlichen Beleg für die Existenz Griesheims darstellt. Archäologische Funde zeigen jedoch, daß Menschen hier schon viel früher gelebt haben.
Es gibt zahlreiche Hinweise im Stadtgebiet, die belegen, daß erste Besiedlungen schon tausende Jahre vor unserer Zeit erfolgt sind. Von jeher bot das geologisch zweigeteilte Stadtgebiet Griesheims – im Osten trockene Sandgebiete, im Westen fruchtbares, aber leider feuchtes Schwemmland – einen Lebensraum, der das Überleben seiner Bewohner sicherstellen konnte.
Sehr konkrete Vorstellungen, wie das Leben in Griesheim früher aussah, haben wir aber erst ab der Zeit des 2. Jahrhunderts nach Christus. Damals wurde das Gebiet des heutigen Südhessens von den Römern besiedelt. Man verlegte die Grenze des Imperiums in unserer Region damals weiter nach Osten. War zunächst der Rhein die Grenze, nutzte man nun sich ergebende Chancen, die fruchtbaren Gebiete des heutigen hessischen Riedes, des Dieburger Landes, des Untermaines, des Rheingaus und der Wetterau zu besetzen. Die Grenze wurde mit den bekannten Anlagen des Limes markiert.
Ein erster Schritt der Besiedlung der neu gewonnenen Gebiete, die nach römischen Quellen zu diesem Zeitpunkt fast menschenleer waren, war die Anlage einer Militärstraße von der römischen Regionalhauptstadt MOGONTIACUM (Mainz) nach LOPODUNUM (Ladenburg) und von dort weiter Richtung Südosten, etwa um das Jahr 98 n. Chr. Ein wichtiger Wegpunkt entlang der mindestens einmal noch in ihrem Verlauf korrigierten Straße waren zeitlich aufeinander folgende Kastelle, die im Stadtgebiet von Groß-Gerau lagen. Das jüngste unter ihnen lag am Südende der heutigen Fasanerie. Vor den Toren des Kastells entwickelte sich ein VICUS, ein Lagerdorf, daß aber auch Marktort wurde. Verwaltungsmittelpunkt wurde jedoch das heutige Dieburg, von dessen römischen Namen nur die Anfangbuchstaben MED… bekannt sind.
Zur Versorgung der Kastelle, der Dörfer und der großen Römerstädte am Rhein wurde eine intensive Landwirtschaft betrieben. Dazu hatten Landvermesser das Land eingeteilt. In regelmäßigen Abständen wurden an geeigneten Stellen dazu landwirtschaftliche Güter angelegt, die wahrscheinlich auch an Veteranen der römischen Armee übergeben wurden. Diesen geplanten und auch militärisch-kolonisatorischen Vorgang erkennt man auch daran, daß die Bauten der Güter einander sehr stark glichen. Die Baumaterialien wurden in zentralen Steinbrüchen und Ziegeleien der Armee gewonnen. Ein römisches Landgut wird als Villa Rustica bezeichnet. Diese bestand fast immer aus einem Hauptgebäude, das dem Wohnen diente, oft eränzt durch ein Badehaus. Charakteristisch waren die beiden seitlichen Risalite und der dazwischen liegende Säulengang. Daneben gab es zahlreiche Wirtschaftsgebäude. Die ganze Anlage wurde von einer Mauer umgeben, die auch einen Sakralbezirk mit einbezog.

In Griesheim sind diverse Funde gemacht worden, die sich der römischen Epoche zuordnen lassen. Dabei sind auch Architekturreste, die auf Siedlungen schließen lassen. Aufgrund der Lage der Funde wird vermutet, daß es sich hierbei um die oben beschriebenen Landgüter handelte. Wie auf einer Perlschnur reihen sich die Fundstätten in einigermaßen regelmäßigen Abständen von Nord nach Süd westlich der heutigen Straße Pfungstadt – Griesheim – Büttelborn. Sie liegen dabei genau auf der Grenze zwischen dem trockenen Sandland im Osten und dem feuchten, fruchtbaren Schwemmland des Altneckars im Westen.
Grundmauern wurden leider keine gefunden. Dazu ist in der steinarmen Gegend das verwendete Baumaterial zu kostbar – die folgenden Generationen werden sich hier über die Jahrhunderte bedient haben. Lediglich kleinste Ziegelreste geben uns heute Hinweise auf die römische Epoche von Griesheim und Umgebung.
Die römische Besiedlung Südhessens endete im Jahr 260 n. Chr., als Alemannen den Limes überrannten. Von da an zogen sich die Römer wieder hinter den Rhein zurück.
Wer sich über die Römer in unserer Region informieren möchte, dem sei ein Besuch im Stadtmuseum von Groß-Gerau angeraten. Auch im Museum Schloß Fechenbach in Dieburg findet man interessante Informationen. Sehr spannend ist auch der kleine archäologische Park der Villa Haselburg bei Höchst i. Odw., bei dem die restaurierten Grundmaueren ein prächtigen Villa Rustica zu bewundern sind. Einige Griesheimer Funde sind im Foyer des Rathauses zu sehen, ein bedeutender Fund, von dem noch zu berichten sein wird, befindet sich sogar im Landesmuseum in Darmstadt.

Lieber Blogger,
fünf Minuten können zwar eine Ewigkeit sein…
…aber es ist wirklich schön geworden!
Gruß Christina
Ab urbe condita 851.