…meinen zumindest die Steinmetzen der Kirche Saints-Pierre-et-Paul in Wissembourg.
Wer das Glück hat, an einer Stadtführung des Office de Tourisme teilzunehmen, der wird wahrscheinlich auch die ehemalige Abteikirche der 8.000-Einwohner-Stadt besuchen. Natürlich kann man dies auch ohne Führung tun – man verpasst dann nur einiges.
Die zweitgrößte gotischen Kirche des Elsass war ursprünglich romanisch. Und man sieht ihr den gotischen Umbau an vielen Stellen an. Während andere Bauten im gotischen Stil mit dem Licht spielen, während dort die Wände, soweit dies damals technisch möglich war, aufgelöst sind, ist die Wissembourger Kirche ziemlich dunkel geblieben. Die Obergadenfenster tauchen aus den Seitenschiffen nur mit der Spitze auf. Man sieht das in der Außenansicht. Der Rest der Fenster ist verschlossen. Außerdem gibt es südlich des Mittelschiffes zwei Seitenschiffe. Durch die große Tiefe fällt nicht mehr viel Licht in das Mittelschiff.
Die Moderne hat dafür aber eine Lösung gefunden: das Elektrische Licht. Diverse Strahler leuchten die Kirche und die an den Wänden und Säulen befindlichen Gemälde und Figuren ordentlich aus – wenn man zuvor 50 Cent in den entsprechenden Kasten geworfen hat. In Frankreich sind Kirche und Staat ja völlig getrennt. Daher muß man bei der Finanzierung der Bauunterhaltung dort etwas kreativer sein.
Das Licht reicht aber in jedem Fall aus, um die „Atlanten“ an den Fußpunkten von zwei Säulenschaften zu betrachten. Der beim Blick auf den Chor gesehen linke Atlant (also der nördliche) stellt einen der Architekten der Kirche dar. Schwer hat er an der Last über ihm zu tragen. Man sieht es an seinem Gesicht. Obwohl es im Mittelalter keine HOAI, kein Hessisches Vergabegesetz, keine VOB und keine DIN-Vorschriften gegeben haben dürfte, hat unser Architekt hier nichts zu lachen. Der Arme ist ja übrigens auch ganz allein…
Ganz anders ist die Situation auf der gegenüberliegenden Stütze, also der südlichen. Hier sehen wir zwei Herren, die als Atlanten ihren Teil des Mittelschiffgewölbes zu tragen haben. Bei ihnen – es sollen die Handwerker der Kirche sein – sieht man keinen Anflug von Anstrengung – im Gegenteil: Fröhlichkeit herrscht bei ihnen vor. Da stellt sich die Frage: Wie machen die das?
Ein Gedanke zu „Architekten haben´s schwerer als Handwerker…“