Die Ecke Pfungstädter Straße / Hintergasse wird durch ein stattliches Gebäude geprägt, das in der Griesheimer Geschichte durchaus eine kleine Rolle gespielt hat. Die Alte Post ist darüber hinaus nach dem Abbruch des alten Schulhauses schräg gegenüber und der Kriegszerstörung von Teilen des Ortes der letzte Vertreter des klassizistischen Baustiles in Griesheim. Doch ihre Tage sind gezählt.
Über die Geschichte des Hauses gibt uns das wirklich empfehlenswerte Buch „Griesheim -100 Jahre in Bildern“ von Erich Müller und Karl Knapp (erschienen im Verlag V. Bassenauer) Auskunft.
Danach wurde das Haus 1843 errichtet. Bauherr war Valentin Hottes aus Egelsbach, von Beruf Bierbrauer und Küfer. (Ein Küfer stellt Fässer her). Passenderweise richtete Herr Hottes in seinem neuen Gebäude eine Bierbrauerei mit Gastwirtschaft ein.
1848 wurde hier dann auch eine Postagentur eingerichtet. Die Post blieb im Gebäude bis 1902, ehe sie in die Bessunger Straße umsiedelte. Das dortige Postgebäude wurde 1944 durch Fliegerbomben zerstört. Deshalb wurde die Post im Anschluss noch für einige Jahre wieder im ursprünglichen Gebäude in der Pfungstädter Straße / Hintergasse untergebracht, nachdem dort zuvor das „Café Sander“ ein beliebter Anlaufpunkt gewesen war.

Erst Ende der 1960er Jahre wurde dann ein moderneres Haus für die Post errichtet, und zwar schräg gegenüber des Rathauses in der Wilhelm-Leuschner-Straße 54. Dort ist heute zwar nicht mehr die Bundespost untergebracht, aber eine Agentur in deren ehemaligen Räumen übernimmt ihre Aufgaben.
Nachdem ein Handwerksbetrieb die Räume der ursprünglichen Post einige Zeit nutzte, steht das Gebäude seit dem Konkurs der Firma leer. Aus wirtschaftlichen Gründen bestand leider kein Interesse, das Gebäude im Anschluss zu sanieren und zu erhalten. Leider bestand auch keine Chance, das Gebäude in die Denkmalliste aufzunehmen. Und so wird in absehbarer Zeit ein weiterer baulicher Zeuge der Griesheimer Geschichte verschwinden.
Angesichts der derzeitigen Situation und des Zustandes von so manchem historischen Gebäude in Griesheim wird es sicherlich nicht der letzte Verlust an Geschichte sein, der beklagt werden könnte.
Vielleicht interessiert es in Wirklichkeit aber auch niemanden.
Ein Gedanke zu „Ein Stück Griesheim verschwindet“