Die Grube Messel

Vor etwa 46 Millionen Jahren sah es in Griesheim ein bisschen anders aus als heute. Es gab keine Menschen ebensowenig wie die meisten Tiersorten, die wir heute kennen. Es gab aber auch keine Dinosaurier mehr, die waren schon seit einiger Zeit verschwunden.
Aufgrund der Kontinentalwanderung lag die Region deutlich südlicher als heute, in etwa auf der Höhe von Italien. Im Eozän, so nennt man das damalige Erdzeitalter, lagen Regenwälder dort, wo sich heute die Stadt Griesheim ausbreitet (und auch darüber hinaus). Trotz der Wärme war es aber nicht besonders lauschig. Durch die Bewegungen in der Erdkruste war die Landschaft einer fortschreitenden Veränderung ausgesetzt.(Obwohl: diese ist ja heute immer noch im Gange. Man sieht sie nur so schlecht, weil es so langsam passiert). Etwa 10 Millionen Jahre zuvor hatte sich ein Prozess in Gang gesetzt, der zur Bildung des Oberrheinischen Tiefgrabens führte. Es entstanden Vulkane, auch in unserer Region. Der Otzberg ist davon ein Überrest, aber auch – indirekt – die Grube Messel.

Hier muss vor etwa 48,49 bis 47,89 Mio. Jahren eine gealtige Explosion stattgefunden haben. Durch den mehrfachen Kontakt von aufsteigender Magma mit dem Grundwasser gab es eine gewaltige Explosion, die einen bis zu 700m tiefes Loch entstehen ließ. Dieses füllte sich nur zum Teil mit Geröll. Der Rest lief voll Wasser – ein sogenannter Maarsee war entstanden. Es existieren heute noch einige dieser Seen in der Eifel.
Der Messeler Maarsee bestand eine ganze Weile. Nach und nach füllte er sich jedoch mit Sedimenten.Die große Tiefe des Sees führte dazu, daß der untere Bereich keinen Sauerstoff, jedoch jede Menge Schwefel enthielt. Durch diese Vorraussetzungen verdichteten sich die schlammigen Sedimentschichten aufgrund des Drucks der darüber liegenden Schichten zu einem Schwarztonstein, dem sogenannten Messler Ölschiefer. Schiefer ist wohl geologisch gesehen eigentlich das falsche Wort, da es hier nicht um vollständige Versteinerungen geht, sondern um bloße Vorstufen davon. Aufgrund der Mächtigkeit der Ölschieferschicht kann von einer Dauer von mindestens 1,5 Millionen Jahren ausgegangen werden, bis die Ölschieferschicht vollständig war.
Die am Grund des ehemaligen Sees vorherrschenden Eigenschaften begünstigten aber noch etwas anderes. In den See gefallene Tiere wurden nicht zersetzt, sondern blieben in den Sedimentschichten des Ölschiefers erhalten.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Messler See schon seit Millionen Jahren aufgefüllt und eingeebnet. Von dem ehemaligen Maarsee zeugten nur noch die geologischen Formationen unter der Erde. Und für diese begann man sich nun zu interessieren. Von 1859 an wurde der Ölschiefer und andere Materialien in Messel in einem gigantischen Tagebau aus dem Boden geholt und industriell verwertet. Das dabei entstandene und noch heute vorhandene Loch ist deshalb nicht mit dem ehemaligen Maarsee identisch – es ist vollständig von Menschenhand erschaffen.

Beim Abbau traten immer wieder Funde von im Ölschiefer erhaltenen Tieren und Pflanzen zu Tage. Anfangs waren daran nur wenige Wissenschaftler interessiert. Erst mit der Stillegung des Bergbaus 1971 begannen immer mehr Hobbypaläontologen mit der Suche nach Fossilien, es wurde langsam deutlich, welche wissenschaftliche Kostbarkeit da südlich von Messel schlummerte.
Trotzdem hatte die Politik zunächst andere Pläne mit dem gigantischen Loch. Zu groß war offensichtlich der Drang, es wieder zu verfüllen – am liebsten mit all dem, was man los werden wollte: Man plante die Zentralmülldeponie für Südhessen. Es wurden dafür auch schon diverse Bauleistungen erbracht: Man baute z.B. schon die Rampen, an denen die Müllautos ihre Fracht rückwärts in die Grube kippen sollten.
Der Spuk endete erst Ende der 80er Jahre, als sich verschiedene Bürgerinitiativen und politische Gruppierungen durchgesetzt hatten. Schließlich sicherte die Anerkennung als UNESCO-Weltnaturebene die Fundstätte langfristig für die Wissenschaft.

Um die Grube Messel auch für die Bevölkerung zugänglich zu machen wurde zunächst eine Aussichtsplattform am Rand der Grube errichtet. 2010 wurde dann das moderen Besucherzentrum eingeweiht, in dem die Informationen zur Grube Messel anschaulich aufbereitet sind. Neben einem Film werden Funde oder deren Repliken gezeigt, es geht um den ehemals vorhandenen Urwald um den Maarsee und man erfährt einiges über Bohrtechniken. Vom Besucherzentrum gibt es mehrfach am Tag Führungen in dies Grube selbst. Leider sind die Eintrittspreise nicht unbedingt günstig. Infos finden Sie hier.