Die Wilhelm-Leuschner-Straße wird von den Griesheimern auch „Hauptstroß“ oder „Chaussee“ genannt. In diesen beiden Bezeichnungen spiegeln sich die wichtigen Funktionen der Straße für die Zwiebelstadt wider. Zum einen bildet sie die heutige Griesheimer Innenstadt. Zum anderen ist sie aber eine wichtige Verkehrsverbindung mit entsprechender Belastung. Offiziell ist sie sogar eine Bundesfernstraße – genau gesagt die Bundesstraße 26. Doch wohin führt sie eigentlich?
In Richtung Westen ist das ziemlich einfach zu beantworten. Denn schon nach wenigen Kilometern hinter der Griesheimer Stadtgrenze endet die Straße westlich von Riedstadt-Wolfskehlen an einer Kreuzung mit der B44, die wiederum von Frankfurt nach Mannheim / Ludwigshafen führt.
Das östliche Ende der B26 ist dagegen viele Kilometer von Griesheim entfernt. Es liegt in der Nähe von Schweinfurt in Unterfranken. Dorthin führt die Straße von Griesheim aus zunächst nach Darmstadt, von dort weiter nach Dieburg und schließlich nach Aschaffenburg. In dieser Stadt wird der Main überquert, bevor die Strecke weiter östlich in den Spessart führt. Nach der Durchquerung dieses ziemlich dünn besiedelten Mittelgebirges erreicht die B26 wieder den Main, und zwar in Lohr.

Nun folgt die Trasse dem Fluss, sie durchquert Gemünden und führt schließlich nach Karlstadt. Dort führt sie wieder nach Osten und nimmt direkten Kurs auf Schweinfurt. Kurz bevor sie diese Stadt erreicht, endet die B26 an der Autobahn 7.
Historisch hatte die B26 übrigens einen etwas anderen Verlauf. Das östliche Ende lag bis vor Kurzem in der Nähe von Bamberg, der Abschnitt von hier bis Schweinfurt wird aber derzeit zu einer Staatsstraße (das ist die Bezeichnung von Landesstraßen in Bayern) abgestuft. Grund dafür ist die räumlich nahe parallele Führung der A70 von Schweinfurt nach Bamberg. Der Bund ist nicht mehr bereit, auf dichtem Raum mehrere „Bundesfernstraßen“ zu unterhalten.

Dabei stellt sich übrigens auch in Griesheim die Frage, warum die Straße hier nicht abgestuft wird. An Bundesfernstraßen mangelt es in und um Griesheim nicht: Es gibt immerhin noch drei Autobahnen, die das Stadtgebiet berühren. Auch stellt sich die Frage, ob eine Straße von Darmstadt nach Riedstadt wirklich dem Fernverkehr dient. Eine Abstufung hätte für Griesheim den Vorteil, dass die hohen Standards einer Bundesstraße nicht mehr eingehalten werden müssten. Ampelschaltungen (vor allem die nervigen Fußgängerampeln in der Innenstadt) könnten den Gegebenheiten besser angepasst werden. Da Navigationsgeräte meist klassifizierte Straßen gegenüber nicht qualifizierten Straßen bevorzugen, könnte eine Abstufung zudem dazu führen, dass mehr Fahrzeuge über den Nordring geleitet werden könnten, sodass die Innenstadt entlastet würde.
Durch Griesheim hat die B26 übrigens noch gar nicht so lange geführt. Ursprünglich führte ihr Weg von Darmstadt aus nur bis zum östlichen Griesheimer Stadtrand. Von da aus ging es über die alte „Mainzer Landstraße“ nach Nordwesten bis Büttelborn. Der weitere Weg führte über Groß-Gerau, Bischofsheim und Kostheim nach Mainz-Kastel.
Mit dem Bau der A67 wurde die Trasse der B26 zwischen Büttelborn und Griesheim Anfang der 1970er Jahre als Autobahn ausgebaut. Der Verlauf der Straße von Büttelborn nach Mainz wurde deshalb zur B42 umgewidmet (die wiederum selbst mittlerweile zur Landesstraße abgestuft ist). Die B26 wurde vom Griesheimer Ortsrand im Osten bis nach Wolfskehlen verlängert – eine Straße, die zuvor einfache Landesstraße war. Eine Verlängerung nach Oppenheim/Nierstein gab es nie, möglicherweise wäre das erfolgt, wenn es dort jemals eine Brücke gegeben hätte.
