Der 31. Oktober ist der Reformationstag. Dabei wird daran erinnert, dass Martin Luther am 31.10.1517 seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg anschlug. 2017 jährt sich dieses Ereignis zum fünfhundertsten Mal. In den Thesen wurde Kritik an der katholischen Kirche formuliert und Vorschläge zu deren Reformation, also zur Erneuerung, gemacht. Dieses Ziel wurde nicht erreicht, stattdessen begann ein Prozess, der letztendlich zur Spaltung der christlichen Kirche führte.
In Griesheim begann die Reformation nicht ganz vor 500 Jahren, sondern etwas später, genauer gesagt im Jahr 1529.
Griesheim gehörte seit 1479 zu Hessen-Darmstadt. Dessen Landesherr, der Landgraf Philipp der Großmütige (1504-1567) war zunächst kein Anhänger Luthers. Ab 1524 änderte sich dies. Der zwanzigjährige Landgraf schloss sich der Reformationsbewegung an. Dies hatte zum einen durchaus inhaltliche Gründe, zum anderen war es natürlich im Interesse des Fürsten, mehr Einfluss auf die Kirche und damit auf die Seelen im Lande zu haben.
1527 entsandte er den Pfarrer Heinrich Moter (auch Moterus genannt) nach Arheilgen, um dort die Reformation im Sinne Luthers einzuführen. Moter wurde 1485 in Weißenburg (vermutlich das heutige Wissembourg im Elsaß) geboren. Er wurde katholischer Geistlicher, fand dann aber Gefallen an der reformatorischen Bewegung und ging schließlich 1525 nach Wittenberg, um wahrscheinlich ein Jahr lang bei Luther und Philipp Melanchthon zu studieren. Melanchthon war ein Professor der Universität Wittenberg, der selbst ein wichtiger Reformator geworden war.
In Arheilgen gründete Moter eine Familie, aus der vier Söhne hervorgingen. Zwei davon wirkten als Pfarrer in Roßdorf und von ihnen stammen zahlreiche Roßdorfer ab, so dass der Name Moter dort heute recht weit verbreitet ist.
Heinrich Moter selbst wurde nach zwei Dienstjahren in Arheilgen vom Landgrafen nach Griesheim entsandt, um auch dort die Reformation einzuführen. Von 1529 bis zu seinem Tod 1543 war er dort Pfarrer.
Die Griesheimer Dorfkirche hatte zu katholischen Zeiten noch drei Altäre gehabt. Jeder Altar hatte eine andere Weihe, zu jedem Altar gehörten Ländereien, aus deren Verpachtung Einkünfte erzielt wurden, mit denen die Gottesdienste und Pfarrer am jeweiligen Altar finanziert wurden. Mit der Reformation verblieb nur ein Altar in Griesheim, die beiden anderen wurden abgeschafft, „deren“ Grundbesitz ging nach Darmstadt. Noch heute besitzt die Stadtkirchengemeinde Darmstadt zahlreiche Äcker in Griesheim, deren Einkünfte kommen aber in den Topf der Landeskirche und somit auch Griesheim zu Gute.
An das Wirken des Pfarrers Moter erinnert heute die „Heinrich-Moter-Straße“ nördlich des Marktplatzes, die bei der Umgestaltung der Innenstadt entstanden ist. An seine beiden Lehrer – Luther und Melanchthon – erinnern die Namen der beiden evangelischen Gemeinden, die bei der Aufteilung der alten evangelischen Gemeinde entstanden sind.
Titelbild: Darstellung Martin Luthers in der Kirche von Trebur (leider nicht ganz scharf, pardon)
Quellen:
- Knapp, Karl: Griesheim – von der steinzeitlichen Siedlung zur modernen Stadt, Griesheim 1991
- Echo Online: Eine Roßdörfer Familie
- Stadtlexikon Darmstadt
3 Gedanken zu „Reformation in Griesheim“