Jedes Jahr führt der Kerbeumzug von Griesheim vom alten Marktplatz mit der Gaststätte „Zöllerhannes“ in der Oberdorferstraße zum neuen Festplatz an der Hegelsberghalle. Dabei wird auch symbolisch die Geschichte der Stadt mit dem Heute verbunden. Der alte Marktplatz ist jedoch als solcher gar nicht mehr zu erkennen – es fehlt dort beispielsweise das ehemals wichtigste Gebäude des Ortes – das alte Rathaus.
Wie es heute im Stadtbild aussehen würde sehen Sie in diesem Artikel.
Das alte Rathaus stand ehemals nördlich des Zöllerhannes´, dort wo sich heute ein kleiner Parkplatz befindet. Wenn Sie unten auf dem Bild, das die heutige Situation zeigt, nach rechts klicken, können Sie das alte Rathaus in Szene einblenden.
Das Rathaus bildete mit dem Zöllerhannes ehemals ein Ensemble, wurde aber immer ein stückweit von dem Gasthaus verdeckt. Zwar war das Rathaus in die Straße hinein geschoben, der hintere Bereich lag aber schon hinter der Nachbarhäusern. Durch die Kurve der Oberndorferstraße war es von Norden kommend aber besser zu sehen.
In der obigen Darstellung sehen Sie den Blick von Norden, bitte nutzen Sie wieder Pfeile, um zwischen der aktuellen Situation und der Rekonstruktion hin- und her zu wechseln.
Das Griesheimer Rathaus wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und in der unmittelbaren Nachkriegszeit wurde die Ruine ersatzlos beseitigt. Die Gründe dafür waren vermutlich vielfältig: Auch wenn Nachkriegsbilder noch die stehenden Außenwände zeigen, wurden vermutlich durch den Brand der Innendecken, des Dachstuhles und der Möbel der Mörtel in den Steinfugen so stark beschädigt, dass die Ruine nicht mehr standsicher war. Zum anderen hatte das Rathaus schon vor dem Krieg seine Funktion verloren, die Gemeindeverwaltung war in die „Alte Schule“ umgezogen. Es bestand also kein Bedarf mehr für das Alte Rathaus, dessen kunstgeschichtliche Bedeutung als Renaissancebau damals wahrscheinlich auch noch nicht wie heute bewertet wurde. Schließlich ragte das Rathaus in die Oberndorfer Straße hinein und stellte ein Verkehrshindernis dar. Aus all diesen Gründen entschied sich die stark vom Krieg getroffene Gemeinde Griesheim nicht für einen Wiederaufbau.
Am alten Standort ist daher der Parkplatz entstanden. Nur ein kurzes Stück einer Bruchsteinwand mit einer Gedenktafel ist vom Rathaus übrig geblieben. Aus heutiger Sicht ist dies natürlich schade, hätte das Rathaus doch ein Wahrzeichen der Stadt sein können.
Die Baugeschichte des Rathauses ist etwas unklar. Es gab wohl einen Vorgängerbau, der 1621 oder 1622 durch den Renaissancebau ersetzt wurde. Möglicherweise gab es auf der Straßenseite noch einen vorgebauten Treppenhausturm, der aber schon entfernt wurde, bevor die Fotografie erfunden war. Es existieren von diesem Bauzustand daher nur Rekonstruktionzeichnungen.
Das alte Griesheimer Rathaus war ein typischer Vertreter der Renaissance hessischer Ausprägung. Vielleicht ist es ja aber auch eines Tages möglich, es an Ort und Stelle wieder zu errichten.
2 Gedanken zu „Wie würde das alte Rathaus von Griesheim heute aussehen?“