Zweiter Nordring

Schon seit vielen Jahren ist in Griesheim eine weitere nördliche Umgehungsstraße im Gespräch. Der jetzige Nordring ist verkehrlich überlastet und schafft es nicht mehr, die ihm zugedachten Aufgaben zu bewältigen. Seit langem wird über einen „Zweiten Nordring“ nachgedacht. Immer wieder taucht er in der Diskussion auf und verschwindet aber auch regelmäßig wieder.

Wie könnte so ein Zweiter Nordring verlaufen und was würde er bringen?

Dazu wollen wir uns kurz die Geschichte des ersten Nordringes anschauen.

Griesheim in den 1980er Jahtren. Rot markiert die Durchgangsstraße mitten durch den Ort.
Griesheim in den 1980er Jahren. Rot markiert die Durchgangsstraße mitten durch den Ort. Rot schraffiert die ehemalige Eisenbahnlinie nach Griesheim, die in dieser Zeit noch vorhanden war.

In den 1980er Jahren gab es noch keinen Nordring. Es gab nur die in Ost-westlicher Richtung führende B26, die im 19. Jahrhundert als fast schnurgerade Chaussee von Darmstadt Richtung Rhein angelegt wurde. Über die Geschichte dieser Straße können Sie hier etwas lesen.

Eine Umgehungsstraße für Griesheim zu schaffen schien in den 1980er Jahren schwierig. Die B26 hatte eine recht komfortable Breite und seit der Schaffung der neuen Innenstadt mit der Verlagerung der Straßenbahn gab es eigentliche keine Hindernisse, die das Befahren der Straße erschwerten. Umgehungsstraßen müssen aber attraktiver sein, als die Ortsdurchfahrt. Um das zu ermöglichen, wäre der Bau einer kreuzungsfreien Schnellstraße nötig gewesen, mit entsprechendem Platzbedarf.

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Griesheim 2017. Rot eingetragen ist die vorhandene Trasse des Nordringes, gelb die immer noch als Bundestraße 26 firmierende Hauptstraße.

Man entschied sich gegen eine solche Straße. Stattdessen wurde ein Kompromiss gefunden, der möglichst wenig in die Landschaft eingriff. Östlich legte man die Trasse direkt neben die Autobahn 67. Im Norden nutzte man einen Streifen entlang der ehemaligen Bahntrasse nach Griesheim und einen bereits vorhandenen Feldweg am Nordrand des Gewerbegebietes Nord. Im Westen nutzte man die vorhandene Straße nach Büttelborn, die außerhalb des Ortes liegt.

Der Nordring war so zunächst keine echte Alternative zur Durchfahrt durch die Stadt. Er nahm aber den LKW-Verkehr auf, der von der Innenstadtdurchfahrt ausgeschlossen wurde und erschloss das Gewerbegebiet Nord, das ab den 1990er Jahren kräftig wuchs.

Weil der Nordring keine echte Umgehung darstellt, übernahm er auch nicht die Klassifizierung als Bundesstraße 26. Diese verläuft weiterhin mitten durch Griesheim. Dies führt zu dem Kuriosum, dass der Verkehr mittels Wegweiser zu „Fernzielen“ wie Oppenheim um die Stadt geleitet wird und die B26 nur das Ziel „Stadtmitte“ erschließt.

Erst mit der Zunahme des Verkehres wurde der Nordring tatsächlich eine Alternative für den Durchgangsverkehr. Die Hauptstraße hat an fast allen Kreuzungen Ampeln, die zumindest tagsüber keine zügige Durchfahrt durch Griesheim erlauben. Der Nordring ist dagegen fast ampelfrei. Die Fahrzeit über ihn kann deshalb kürzer sein, als die Innenstadtroute. Der Verkehr nimmt deshalb auf dem Nordring stetig zu.

Gleichzeitig kann er seine Aufgabe als Erschließungsstraße des Gewerbegebietes Nord kaum noch erfüllen. Ohne Ampeln und Abbiegespuren kommt es an den zahlreichen Kreuzungen zu Stauungen. Eine Fahrt über den Nordring verliert so an Attraktivität mit dem Ergebnis, dass sich doch zahlreiche Autofahrer für den direkten Weg durch die Stadt entscheiden.

Seit geraumer Zeit wird deshalb darüber diskutiert, den Nordring durch einen zweiten Nordring zu entlasten. Der „alte“ Nordring würde weiterhin das Gewerbegebiet erschließen, der neue den Umgehungsverkehr aufnehmen. Die Route dieses zweiten Nordringes sähe etwa so aus:

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Planung für einen „einfachen“ Zweiten Nordring. Es wird ein Feldweg im Norden ausgebaut und zur Anbindung an den jetzigen Nordring wird die Straße nach Weiterstadt (Gehaborner Hof) genutzt.

Leider schleppt dieser Entwurf das Problem des Nordringes weiter mit. Es wird keine wirkliche Alternative zum ersten Nordring geboten. Der Weg über den zweiten Nordring ist länger und erfordert nun zahlreiche Abbiegevorgänge. Die Innenstadtroute und der alte Nordring bleiben attraktiver. Die Variante muss daher wie folgt verbessert werden:

stadtplan_nordringbesserDer zweite Nordring wird im Osten und im Westen besser in das vorhandene Straßennetz eingebunden. Im Westen geht der Westring nun direkt in den Nordring über, weil hier der meiste Verkehr fließt. Die Straße nach Büttelborn mündet seitlich ein. Der Anschluss an den Nordring wird etwas verschwenkt.

Im Osten wird ein Teil des alten Nordringes nördlich des Neubaugebietes Nord entfernt. Der Nordring geht nun von Osten kommend direkter in die neue Trasse im Norden über. Um den alten Ring zu erreichen muss man einen kleinen Umweg fahren.

Diese Variante ist aber immer noch zu optimieren. Der Zweite Nordring ist nun zwar schon deutlich attraktiver geworden, hauptsächlich aber auch deshalb, weil der Erste Nordring schlechter gemacht wird. Und die Hauptstraße durch die Stadt erscheint immer noch eine gute Alternative zu sein, denn noch immer muss man bewusst abbiegen und die Hauptstraße verlassen, um auf die Umgehung zu kommen.

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Unter dem Brückenbauwerk der A67 über die ehemalige Eisenbahnlinie.

Hier kommt jetzt die oben erwähnte alte Eisenbahntrasse zu einer wichtigen Rolle. Denn dieser ist es zu verdanken, dass die A67 in der Nähe der markanten Kurve des Nordringes über eine riesige Rampe führt und dann dort ein großzügiges Brückenbauwerk überquert. Hier unterquerte die ehemals sogar zweigleisige Eisenbahn die Autobahn. Die Schienen sind längst verschwunden, geblieben sind nur zwei Rad- und Fußwege.

Schon mehrfach wurde vorgeschlagen, dieses Bauwerk zu nutzen und einen neuen Anschluss an die Autobahn zu schaffen, der vielleicht den Namen Griesheim-Nord erhalten könnte. Die Beschriftung dieser Ausfahrt habe ich oben im Titel dargestellt.

stadtplan_nordringnochbesserWürde der Nordring hier an die Autobahn angebunden werden, ergäbe sich ein ganz anderes Bild: Der Verkehr von Darmstadt könnte statt der Straße durch die Siedlung Tann auf die A672 und weiter auf die A67 Richtung Mainz / Wiesbaden fließen. Nach kurzer Fahrt dort würde man über die neue Ausfahrt Griesheim-Nord auf den Nordring geleitet werden.

Diese Variante würde es ermöglichen, die Fahrzeit auf der Umgehung deutlich zu verkürzen. Die Stadtdurchfahrt würde zu jeder Tages- und Nachtzeit die zeitintensivere Route sein. Die B26 könnte damit endlich aus der Stadt herausgenommen werden und über den Nordring führen. Damit könnte die Hauptstraße im Innenstadtbereich fußgängerfreundlicher gestaltet werden. Die Siedlung Tann würde vom Durchgangsverkehr etwas befreit. Die Flächenverluste durch den Bau des Nordringes könnten zumindest etwas dadurch kompensiert werden, dass die Straße zwischen Griesheim und Darmstadt etwas in der Breite zurückgenommen werden könnte.

Und welche Optionen im Norden der Stadt entstehen könnten, das lesen Sie bitte in Kürze im nächsten Artikel.

65 Gedanken zu „Zweiter Nordring“

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