Zur Zeit findet der Bürgerbeteiligungsprozess zur Entwicklung der Konversionsflächen statt. Dabei geht es um die Umwandlung ehemaliger Militärflächen im Griesheimer Südosten (nördlich des Flugplatzes) in ein zukunftsorientiertes Quartier mit bezahlbarem Wohnraum.
Im Folgenden möchte ich Ihnen eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Geschichte des Geländes zeigen. In Kürze werden weitere Artikel folgen, die sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigen.

18. Jahrhundert – Das Gebiet des späteren Militärgeländes und des Schießplatzes ist unbebaut und von einer Sanddünenlandschaft geprägt. Da diese nicht sehr fruchtbar und trocken ist, findet hier kaum Landwirtschaft statt.
1730-1770 – Östlich des Schießplatzes liegt ein Jagdlusthaus, genannt „Griesheimer Haus“. Die Verbindung zwischen dem Gebäude, dass auf Grund von Baufälligkeit mindestens einmal neu errichtet wurde, und dem Ort Griesheim wird durch den Hausweg hergestellt, der das Gelände durchzieht.

ca. 1850 – Die ehemals recht große offene Feldgemarkung Griesheims wird im östlichen Bereich aufgegeben. Zahlreiche Aufforstungen erhöhen den Waldbestand in diesem Bereich, alle Waldgebiete westlich der A67 entstehen in dieser Zeit.
1855 – Ein Feldartillerieregiment wird kurzzeitig nach Griesheim verlegt.
1864 – Erste Schießübungen auf dem Griesheimer Sand
1867 – Prüfungsschießen auf dem Griesheimer Felde gegen die Cumberge
2. Januar 1874 – Vertrag zwischen der Gemeinde Griesheim und der Reichsmilitärverwaltung über den Erwerb eines Artillerieschießplatzes mit 340ha , der meist als „Griesheimer Sand“ bezeichnet wird.
23.-25. September 1877 – Manöver in Darmstadt, Weiterstadt und Griesheim. Kaiser Wilhelm I. besucht dabei den Militärplatz und den Ort Griesheim.

1886 – Die Dampfbahn von Darmstadt nach Griesheim wird eröffnet. Etwa in Höhe der heutigen Straße „Am Dürren Kopf“ wird ein Abzweig nach Süden erbaut, der direkt bis zum Tor des Militärlagers führt.
Um 1900 – Jährlich nehmen etwa 20.000 Soldaten an Übungen in Griesheim teil. Das Waldschlößchen wird als Offizierskasino errichtet.

1908 – August Euler gründet in Griesheim die erste Fabrik für Motorflugzeuge Deutschlands, die Euler-Flugmaschinenwerke.
1909 – August Euler pachtet einen Teil des Schießplatzes für Flugübungen, damit entsteht der erste Motorflugplatz Deutschlands. Eine Montagehalle für die Flugzeugproduktion entsteht auf dem Gelände. Euler gründet auch eine Pilotenschule, die nach kurzer Zeit nach Frankfurt verlegt wird.
1911 – Eine 120 x 21m große Flugzeughalle wird errichtet.
1912 – Erster deutscher Postflug mit dem „Gelben Hund“, gebaut von August Euler. Stationen waren Frankfurt, Mainz, Worms und Griesheim. Die Eulerwerke werden nach Frankfurt verlegt.
1914 – Beginn des Ersten Weltkrieges. In Griesheim wird westlich des eigentlichen Militärlagers ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet, in dem bis zu 10.000 Menschen gefangen gehalten wurden. Mindestens 605 von ihnen überleben die Gefangenschaft nicht. Mehr Informationen zum Kriegsgefangenenlager finden Sie hier.

1914-1918 – Der Griesheimer Sand ist in die Kriegslogistik des Ersten Weltkrieges eingebunden. Vom Flugplatz starten Militärflugzeuge. August Euler entwickelt ein Patent zur Montage von Maschinengewehren auf Flugzeugen.
1917 – Eine direkte Eisenbahnstrecke vom Darmstädter Hauptbahnhof zum Griesheimer Militärplatz und zum Kriegsgefangenenlager wird angelegt.

1918-1930 – Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges nutzt die französische Besatzung den Griesheimer Militärplatz unter dem Namen „Camp Général Barbot“.
1930 – Das Kriegsgefangenenlager ist vollständig abgebaut. Auch im Hauptlager werden die meisten provisorischen Bauten („Wellblechhausen“) zurückgebaut. Manche Baustoffe werden in Griesheim wiederverwendet. Der nördliche Teil des Lagers wird zum Sportplatz (heute TuS Griesheim). Der Flugplatz wird wieder eingerichtet.
1932 – Die Stadt Darmstadt pachtet ein 70ha großen Bereich des Militärlagers und richtet dort den „Flughafen Darmstadt“ ein.
1933 – Die „Deutsche Forschungsanstalt für Segelflugzeuge“ (DFS) verlegt ihre Institute in das Gelände, verschiedene Forschungsstätten, Werkstätten und Hallen entstehen.
1936 – Der Windkanal wird errichtet.
1936 – Probeflug des ersten schwanzlosen Raketenflugzeuges am Griesheimer Sand.
1937 – Die Militärflächen (Lager und Schießplatz) mit ca. 800 ha werden von Griesheim nach Darmstadt umgemeindet.
1939 – Die DFS wird nach Braunschweig verlegt, die Luftwaffe übernimmt das Gelände.

1939-1945 – Der Flugplatz wird auch in die Kriegslogistik des Zweiten Weltkrieges eingebunden. Die Forschungseinrichtungen dienen der Weiterentwicklung von Waffensystemen.
1945 – Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges übernehmen die amerikanischen Streitkräfte das östliche Militärlager und den Flugplatz, insgesamt ca. 210ha. Auf dem westlichen Lagergelände und im Bereich des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers entsteht eine neue Wohnsiedlung für Flüchtlinge aus Donauschwaben: St. Stephan


1960er Jahre – Auf dem Flugplatz werden taktische Nuklearraketen stationiert, die im Kriegsfall über Hessen oder Bayern zum Einsatz gekommen wären (mehr Infos hier).
ca. 1970 – Die Landebahn des Flugplatzes wird nach Westen verlängert und erreicht eine Gesamtlänge von 1100m. Die Straße von St. Stephan nach Süden muss dafür entfernt werden.
1974-1992 – Der Verein Hessen-Flieger darf den Flugplatz mitnutzen.

1977 – Die Siedlung St. Stephan, die auf einstigen Militärlager entstanden war, wird nach Griesheim umgemeindet. Die noch unter amerikanischer Militärverwaltung stehenden Lagerflächen, der Flugplatz („Darmstadt Army Airfield“) und die Felder der ehemaligen Griesheimer Südgemarkung bleiben bei Darmstadt.
1980 – Der Flugplatz trägt offiziell den Namen „August-Euler-Flugplatz“.
1980er Jahre – Auf dem Flugplatz ist eine Hubschrauberrettungsstaffel stationiert, in den östlichen Lagerflächen entsteht die amerikanische Armeezeitung „Stars And Stripes“.
1992 – Ende der Nutzung des Flugplatzes durch die amerikanischen Streitkräfte.
1993 – Der Flugplatz wird entwidmet. Er ist seitdem „Sonderlandeplatz“, der nur noch stark eingeschränkt als solcher genutzt werden darf.
2000 – Teile des Geländes werden Naturschutzgebiet und „Fauna-Flora-Habitat-Lebensraum“
2005 – Die Technische Universität Darmstadt betreibt den Sonderlandeplatz zu Forschungszwecken.

2006 – Im Rahmen eines Flächenaustausches kommen weitere Flächen des ehemaligen Lagers (Hubschrauberplatz, Windkanal, östliche Lilienthalstraße) sowie Anwesen entlang des Südringes zurück nach Griesheim. Im Gegenzug werden einige Felder östlich der Landstraße nach Pfungstadt (südlich der Reithalle) darmstädtisch.
2008 – Die US-Army gibt des Standort vollständig auf und räumt die noch auf Darmstädter Gebiet liegenden Flächen („Stars-and-Stripes-Gelände“). Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) übernimmt das Gelände.
2009 – Beginn der Gespräche zwischen Stadt Griesheim und BImA über den Verkauf der auf Griesheimer Gemarkung und nördlich des Flugplatzes liegenden Flächen.
2014 – Die BImA bietet der Stadt die Erstzugriffrechte an.
2016 – Vorlage des Nachnutzungskonzeptes der Stadt Griesheim bei der BImA als Grundlage für die Verkaufskonditionen. Es soll hauptsächlich bezahlbarer Wohnraum entstehen.
Hallo ich bin schon vor längerer Zeit mal auf eine Website gestoßen.
Ein Luftbild aus den 60er Jahren,
http://www.usarmygermany.com/Communities/Darmstadt/Aerials_Griesheim%201960.htm
Stars & Stripes:
http://www.usarmygermany.com/Communities/Darmstadt/Partials_Griesheim%203.htm
Die Bilder sind ziemlich gut. Spannend finde ich, dass im Hintergrund noch der unbebaute Anger in der Draustraße zu erkennen ist.